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Seite 2-3 | Winter 2011

Senioren gestalten die Zukunft!

Engagiert sich seit über 20 Jahren für Senioren im ÖPNV: Franz Schweder aus Limburgerhof

„Senioren gestalten die Zukunft“ – nach die-sem Motto arbeitet Franz Schweder seit gut zwei Jahrzehnten ehrenamtlich für die Belan-ge älterer Menschen. 1989 hat er den ersten Seniorenbeirat im pfälzischen Limburgerhof mitbegründet, er war lange in kommunalen Seniorenbeiräten tätig und hat zahllose Vor-träge für Seniorengruppen gehalten. Heute gibt er unter anderem die Seniorenzeitschrift „Die UHUS“ heraus, womit nicht ohne eine gute Portion Selbstironie die Unterhundert-jährigen gemeint sind.

Mobilität im Alter war und ist der zentrale Schwerpunkt bei allem, was Schweder, der selbst Jahrgang 1929 ist, tut. Das mag an sei-nem Beruf liegen: Bis 1979 war er Lokfüh-rer, Disponent für Personaleinsatz und in der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschland tätig. Mit dem Ausstieg aus dem Berufsle-ben kam der Einstieg in das ehrenamtliche Engagement – und die Erkenntnis, dass im ÖPNV ab einem bestimmten Moment ältere Menschen auf einmal außen vor waren. Vor allem, als überall Fahrkartenschalter ge-schlossen und durch Automaten ersetzt wur-den. Schweder, lernte zu diesem Zeitpunkt den damaligen Vorsitzenden der Akademie für Ältere, Dr. Boll, in Heidelberg kennen, und teilte seine Vision: eine ÖPNV-Jahres-karte speziell für Senioren. Das war die Ge-burtsstunde der „Karte ab 60“ im Verkehrs-

verbund Rhein-Neckar, die nach tausenden von Unterschriften 1992 eingeführt wurde und sofort ein großer Erfolg war.

„Das Echo war überwältigend“, sagt Schwe-der heute, „dabei ist der günstigere Preis nicht einmal der Hauptaspekt, sondern die Tatsache, seine Fahrkarte immer schon in der Tasche zu haben. Viele Nutzer haben uns geschrieben, dass sie froh sind, so mit Bus und Bahn eigenständig, ohne fremde Hilfe, Besorgungen erledigen oder zum Arzt kommen zu können. Auch die Kommunika-tion mit anderen wird einfacher und führt aus der Isolation, die das Alter oft mit sich bringt. Deshalb ist es wichtig, bei Planungen und Angeboten im ÖPNV nicht nur an die Bedürfnisse der Generation 60plus zu den-ken, sondern bewusst auch die Menschen ab 70 und 80 Jahren mit ihren ganz speziellen Bedürfnissen einzubeziehen. Gerade diese Altersgruppe nutzt ihr Auto nur noch selten oder hat es ganz abgescha¨t und ist auf Al-ternativen angewiesen. Die ältesten Kunden der Karte ab 60 zum Beispiel sind 95 und 96 Jahre alt.“

Freizeit muss gestaltet werden

„Selbstbestimmte Mobilität im Alter muss selbst gestaltet und erlebt werden“, davon ist Franz Schweder überzeugt. Dazu gehören auch Ideen und die Energie, sie umzuset-

zen. So hat er selbst immer wieder Gruppen initiiert, die gemeinsame Unternehmungen mit Bus und Bahn organisieren. Seine Er-kenntnis aus jahrzehntelanger Erfahrung: Vor allem Wanderungen sind bei Senioren aus Gesundheitsgründen besonders beliebt. Mit dem Ziel, so lange wie möglich in Be-wegung zu bleiben. „Besonders der 1995 in Rheinland-Pfalz eingeführte Takt-Verkehr hat alles noch einfacher gemacht: Man kann überall aussteigen, eine ausgesuchte Strecke wandern und überall wieder einsteigen.“ Dabei ist seine Erkenntnis aus der Praxis, dass auch der Umgang mit Fahrplänen und Fahrplanauskunft für ältere Menschen kein Problem ist und die Nutzung des Internets immer verbreiteter wird. „Eigeninitiative ist gefragt! Die Volkshochschulen zum Beispiel bieten viele seniorenspezifische Angebote. Und viele Seniorengruppen haben eigene kostenlose Internetcafés gegründet."

Praktische Tipps vom Experten

Bei der Planung von Ausflügen mit Bus und Bahn empfiehlt Franz Schweder, sich mit mehreren zusammenzusetzen und gemein-sam ein Ziel auszusuchen. „Gerade ältere Menschen sollten sich die Lust bewahren, Neues zu entdecken, sich an moderne Kunst heranzuwagen oder andere Experimente zu wagen. Das bringt was!“ Dann die Tour ge-meinsam austüfteln, die Verbindungen und

den Fahrplan suchen – das macht schon im Vorfeld Spaß. Besonders empfehlenswert ist die Einrichtung dauerhafter, selbst orga-nisierter Angebote: „Arbeiten Sie mit festen Tre¨punkten und festen Zeiten. So können sich Gruppen bilden, die sich z. B. immer am ersten Mittwoch im Monat um 10 Uhr an einem bestimmten Bahnhof tre¨en und mit dem nächsten Zug zu einer Tour starten. Das Ziel wird der Jahreszeit angepasst, und so entsteht eine Eigendynamik, die schnell zu einer festen Einrichtung führt.“ „Es ist not-wendig“, betont Schweder, „dass Senioren-gruppen sich überall stark machen, um sich Selbstständigkeit zu sichern.“ Als Anlauf-stellen em die Senio räte der Kom-munen – wo es kei gibt: einfach selbst ein gründen!

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