Page 2 - Fruehling 2012

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www.der-takt.de

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Roger Lewentz

Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur

Rheinland-Pfalz

Liebe Leserinnen und Leser,

Bus und Bahn sind mehr denn je Bestandteil des modernen Lebens. Ihnen für immer mehr Wege im Alltag eine attraktive Alternative zur Autonut-zung zu bieten, ist unser Ziel mit dem Rheinland-Pfalz-Takt. Deshalb arbeiten wir gerade im Moment zusammen mit allen Be-teiligten intensiv an der Umsetzung des Zu-kunftskonzepts „Rheinland-Pfalz-Takt 2015“. Wenn es in nicht einmal mehr drei Jahren ab Mitte Dezember 2014 realisiert ist, wird der Nahverkehr in Rheinland-Pfalz moderner sein als je zuvor. Mit neuen, schnellen Ver-bindungen zwischen den Regionen, mehr Angebot und deutlich mehr Qualität. Sie müssen nur noch einsteigen.

Bewusstes Handeln ist ein wichtiger Teil des modernen Lebens: bewusst entscheiden, was man isst und wo man ein-kauft, sich bewusst einmischen und engagieren, in vielen einzelnen Bereichen immer wieder nachfragen, überlegen und dann beschließen, wie man sich verhält. Das gilt auch für Bus und Bahn: Nicht nur aus ökologischen Gründen überlegen sich immer mehr Menschen, ob und wann sie ins Auto steigen. Für welchen Weg es sich lohnt, und wann der ÖPNV mindestens genauso gut ist. Oder ob es sich lohnt, ein zweites Auto zu besitzen. Wir laden Sie ein, sich über Angebot und Möglichkeiten im Rheinland-Pfalz-Takt zu informieren – auf diesen Seiten, unter www.der-takt.de oder bei Ihrem Verkehrsverbund vor Ort. Und dann zu testen, wann und wo Bus und Bahn im Takt für Sie persönlich Sinn machen. Erst einmal, und dann immer öfter!

Herr Professor Monheim, das Bewusstsein für eine individuelle Lebensgestaltung wächst. Welche Tendenzen lassen sich dabei für die Nutzung des ÖPNV erkennen?

Die Tendenz zur stärkeren Nutzung des ÖPNV ist noch stark an ein urbanes Publi-kum gebunden. In mittelgroßen Städten und auf dem Land gibt es sie auch, allerdings noch in weniger ausgeprägter Form – auch was die Nutzung des ÖPNV betri¦t.

Wo sehen Sie die konkreten Unterschiede?

Verkehrsverhalten ist kein normales Konsum-verhalten, bei dem man kaufen kann, was man will. Sie kaufen ja keinen Bus, sondern ein Angebot an Fahrten. Und das ist im länd-lichen Raum von Rheinland-Pfalz oft auf den Schülerverkehr reduziert. Da nützt alle per-sönliche Überzeugung nichts: Ein Angebot, das nicht da ist, können Sie auch nicht nutzen.

Wo sehen Sie vor diesem Hintergrund die Brennpunkte bei der Weiterentwicklung des ÖPNV-Konzeptes in Rheinland-Pfalz?

Da ist ganz klar zwischen Straße und Schiene zu unterscheiden: Im Schienenverkehr gibt es gerade aktuell viele Verbesserungen. Insge-samt kann das Angebot des Rheinland-Pfalz-Takts sich sehen lassen und wird auch gut angenommen. Einen großen Nachholbedarf sehe ich dagegen im Bereich des feinerschlie-ßenden ÖPNV auf der Straße mit einem gu-ten, flächendeckenden Angebot an Busverkeh-ren. Meine klare Botschaft lautet: ländlicher Raum bedeutet nicht automatisch „da kann man keinen guten ÖPNV machen“. Da gibt es genügend gute Gegenbeispiele. In Skandina-vien zum Beispiel, wo auch bei drei Einwoh-nern pro Quadratkilometer ein regelmäßiger Takt-Busverkehr angeboten wird. Oder in der Schweiz, wo der ländliche Raum sechsmal besser erschlossen ist als in Rheinland-Pfalz.

Ist das nicht eine Frage der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel?

Nein, entscheidend sind die innovativen Ideen. In Skandinavien zum Beispiel be-fördert ein Kombibus gleichzeitig Personen und Güter und bietet so eine wirtschaftliche Lösung. Und auch in der Schweiz liegt das deutlich bessere ÖPNV-Angebot nicht einfach daran, dass dort mehr Geld vorhanden wäre, sondern dass wir hier geiziger sind, wenn es um entsprechende Investitionen geht. Dabei gilt gerade das Gegenteil: Nichts ist unwirt-schaftlicher als ein schlechter ÖPNV. Und das Potenzial ist da: Die Menschen warten nur auf ein gutes Angebot.

Welche Aufgaben sollten mittel-, welche langfristig das Ziel sein?

Mittelfristig muss es zu einer Umschichtung der Investitionen kommen, die heute noch viel zu sehr in den indviduellen Straßenverkehr fließen. Ein grundlegender und dringend nö-tiger Prioritätenwechsel ist aber nur möglich, wenn die Schere im Kopf überwunden wird, dass ländlicher Raum gleich Auto ist. Das Problem ist, dass die Aufgabenträger, die den ÖPNV organisieren, mittlerweile selbst weni-ger an ihn zu glauben scheinen als das Publi-kum selbst. Deshalb brauchen wir Überzeu-gungstäter als Aufgabenträger, die die Zukunft des ÖPNV auch im ländlichen Raum wirklich sehen. Langfristig werden wir alle – als Verant-wortliche wie auch als Nutzer – durch äußere Faktoren wie Rohsto¦preis und Klimawandel zum ÖPNV kommen müssen. Auch der de-mografische Wandel spielt dabei eine große Rolle: In einer alternden Gesellschaft kann das Auto nicht mehr an erster Stelle stehen.

Wo sehen Sie konkrete Ansatzpunkte?

Die Bus-RegioLinien zum Beispiel sind als Pre-miumprodukte nach wie vor eine gute Idee.

Allerdings ist ihnen mit der Zeit die Verzah-nung in der Fläche abhandengekommen, die Kunden- und Ortsnähe fehlt. Hier bedarf es ei-ner Reform. Überhaupt halte ich eine Rekom-munalisierung des ÖPNV für wichtig, so dass er ortsnah konzipiert und geplant wird. Ideen wie der Dorfbus weisen da den richtigen Weg und sind auch eine wichtige Frage der psycho-logischen Identifikation. Aber es ist auf jeden Fall wichtig, dass sie in die bestehende Tarif-struktur der Verkehrsverbünde eingebunden werden.

Wie sieht in Ihrer Vision der

Rheinland-Pfalz-Takt des Jahres 2037 aus?

Der integrale Takt-Fahrplan ist bis ins letzte Glied durchdekliniert und umfasst auch alle Busverkehre – landesweit und überall. Das heißt, dass an jedem Haltepunkt und jeder Haltestelle immer zur gleichen Zeit in regel-mäßiger Taktung ein Zug oder Bus abfährt und alle Anschlüsse zum reibungslosen Um-steigen aufeinander angepasst sind. Jeder hat ein generelles landesweites Bürgerticket, das über eine allgemeine Nahverkehrsabgabe finanziert wird, und kann so jederzeit überall einsteigen und fahren, ohne sich um Tickets und Tarifstrukturen kümmern zu müssen. Viele neue Haltepunkte, Bahnhöfe und Stre-ckenreaktivierungen bringen den ÖPNV wie-der dorthin, wo die Menschen leben. Und ein servicebasierter ÖPNV mit sozialer Qualität als zentraler Säule, in dem die Kunden von Menschen begleitet werden, ersetzt den Alb-traum des vollautomatisierten Nahverkehrs.

Dr. Heiner Monheim ist emeritierter Professor für Raumentwicklung der Universität Trier in den Fachbereichen Geographie/Geowissenschaften und Landesplanung.

Mehr Busse

Land startet neues ÖPNV-Konzept Nord

Rückläufige Schülerzahlen und eine immer di¦erenziertere Schullandschaft stellen v. a. im ländlichen Raum immer höhere Anfor-derungen an den Busverkehr. Zusammen mit stetig steigenden Energiekosten macht dies insbesondere im Norden des Landes die eigenwirtschaftliche Finanzierung für die betreibenden Unternehmen zunehmend schwieriger und bei schwach ausgelasteten Buslinien in absehbarer Zeit unmöglich. Ohne gezielte Gegenmaßnahmen ist deshalb die Finanzierung des gesamten Bussystems in Gefahr. Auf dieses Problem reagieren die Kreise und kreisfreien Städte als lokale Auf-gabenträger, die beiden Verbünde VRT und VRM, der SPNV-Nord und das Land jetzt mit einem gemeinsamen neuen ÖPNV-Konzept für den Norden des Landes. Dazu erfolgt eine vollständige Neukonzeption des Ange-botes mit dem Ziel einer verkehrlichen und wirtschaftlichen Optimierung. Eine stärkere Ausrichtung auf den Takt auf der Schiene wird dabei genauso geprüft wie der verstärkte Einsatz von Rufbussen oder anderen Ange-boten, die nach Bedarf fahren. Die Schüler-verkehre werden von Anfang an in diese neue Linienstruktur integriert. Ziel ist ein Busnetz aus einem Guss mit möglichst mehr und bes-seren Verbindungen, das Stadt- und Regio-nalverkehr eng miteinander verzahnt und auf die Zugverbindungen der regionalen Stre-cken abgestimmt ist. Als wichtiger Baustein des Konzepts Rheinland-Pfalz-Takt 2015 – für einen modernen ÖPNV mit Zukunft.

Klar fahr ich Bus und Bahn!

Takt nachgefragt:

Ein Gespräch mit dem Verkehrswissenschaftler Prof. Dr. Heiner Monheim

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